om namo bhagavate vasudevaya

 

 

Sanskrit - die Sprache der veden

 

Was ist Sanskrit? Sanskrit ist die Sprache der Veden. Die meisten philosophischen und wissenschaftlichen Texte der vedischen Schriften Indiens sind in dieser Sprache verfaßt. Obwohl Jahrtausende alt, behält das Sanskrit bis heute seine Aktualität und Lebendigkeit. Mantras und Yantras bedienen sich ihres machtvollen Klangsystems und der heutige indische Sprachschatz gründet überwiegend auf Sanskrit. Es ist außerdem die Wurzel unseres indoeuropäischen Sprachraumes. Sanskrit hat den Gang der Zeit über die Jahrtausende unverändert überlebt und wird heute noch von der Hindi­Sprache benutzt.

Sanskrit ist aus dem Wort "samskritam" hergeleitet (saṃskṛtam संस्कृतम्). Dies bedeutet "zurechtgelegt" oder "geschmückt". Sanskrit ist also eine geformte Sprache. Sie stützt sich auf eine klare, systematisch gegliederte Grammatik. Die Schönheit und Harmonie dieser Sprache findet ihren vollendeten Ausdruck in den Versen der Bhagavad­gītā, die jedem Studenten als Lehrmaterial dienen kann.

Das Wort „Sanskrit“ bedeutet „veredelt“ oder „geschmückt“. Sanskrit ist eine geformte Sprache. Der Name ist so zu verstehen, dass das Sanskrit eine verfeinerte Sprachform darstellt, die in erster Linie nicht die materiellen Gegebenheiten beschreibt, sondern Einblick in die Geheimnisse der vedischen Geisteswelt gewährt.

om

Den Veden zufolge ist Klang der Ursprung der Schöpfung dieses Universums. Der Urklang im Form einer einzigen Silbe, die in ihrer Einfachheit die Kraft der gesamten Schöpfung in sich trägt. Diese Silbe wird als Pranava, als die Lebenskraft des Universums bezeichnet und besteht aus den drei Buchstaben a, u und m.

Klang und Bedeutung

Klang und Bedeutung sind im Sanskrit viel enger miteinander verbunden als in anderen Sprachen, so dass jedes Wort – auch ohne es zu verstehen – eine unmittelbare Wirkung auf das Bewusstsein des Zuhörers hat. Diese Einheit von Bedeutung und Klang heißt auf Sanskrit shabda.

Sanskrit Aussprache und Studium

Will man Sanskrit lernen zu lesen, schreiben und auszusprechen, muß man die Grundlagen der Grammatik verstehen.

Genauso wie ein Ayurveda-Arzt einen Teil seiner Studienzeit den Grundzügen der menschlichen Anatomie und westlichen Medizin widmen wird, der Vasati-Spezialist der Architektur, und der Astrologe der Psychologie und Astronomie, so sollte sich der Sanskrit-Student der vedischen Wissenschaften nicht davor scheuen, einen Einblick in den Zauber der Sanskritsprache zu nehmen.

Das Sanskrit-Grundstudium besteht aus sechs Themenbereichen:

Lektion 1: Schrift- und Klangelemente

  • Grund- und Ligaturzeichen der Devanagari-Schrift
  • Der Klangapparat

Lektion 2: Aussprache und Sandhi

  • Klang- und Rhythmusregeln
  • Sonderzeichen und Ziffern
  • Das Zusammenfließen aufeinander-folgender Wörter (Sandhi)

Lektion 3: Deklination

  • Die Haupt-Deklinationsformen
  • Substantive und Adjektive
  • Kasus und Numeri

Lektion 4: Satzbildung; das Verb

  • Bildung einfacher Sätze
  • Wichtige Strukturwörter
  • Das Prinzip der Verbwurzel
  • Die elementaren Verbformen

Lektion 5: Pronomen und Satzelemente

  • Die verschiedenen Pronomina
  • Fragewörter
  • Zahlen

Lektion 6: Komposita; Anwendungspraxis

  • Samsas (zusammengesetzte Wort-konstruktionen)
  • Wichtige Begriffe aus der vedischen Fachwelt
  • Mantras und Slokas rezitieren


VEDIC CHANTING

Die wichtigsten Regeln für das Vedic Chanting

Es gibt sechs Hauptregeln, die Samanya Niyamas. Diese allgemeinen Niyamas sind im Taittiriya Upanisad im Kapitel Siksavalli beschrieben:

siksam vyakhyasyamah - varna svarah
matra balam - sama santanaa

Varna ist die Aussprache, Svara die Note, Matra die Dauer, Balam die Kraft, Sama das Verbinden von Noten und Santana die Kontinuität in der Rezitation.

Varna, die Aussprache
Varna bezieht sich auf die Ausspracheregeln der Sanskritbuchstaben. Das Sanskrit-Alphabet besteht aus 48 bis 51 Buchstaben, je nachdem, ob man spezielle Vokale berücksichtigt und ob man am Ende verbundene Konsonanten mit einschließt. Jeder Konsonant beinhaltet einen Vokal der mittels verschiedener Vokalzeichen modifiziert werden kann. Konsonanten können ihre Form in Verbindung mit Vokalen ändern, während Vokale ihre ursprüngliche Form behalten (siehe auch: Varnamala - Garland of Letters).

Die Buchstaben im Sanskrit-Alphabet sind so angeordnet, dass man sie sich einfach behalten kann. Buchstaben, die an gleicher Stelle im Mundraum gesprochen werden, sind gruppiert. Die unterschiedlichen Laute kommen von den unterschiedlichen Regionen im Mundraum, in denen die Buchstaben ausgesprochen werden.

  • Guturale werden in der Kehle gebildet und heißen Kantha
  • Palatale werden am weichen Gaumen gebildet, man braucht die Wangen dazu und sie heißen Talu.
  • Retroflexe werden mit der Zungenspitze am harten Gaumen gebildet und heißen Murdha.
  • Dentale werden mit der Zunge an den Zähnen gebildet und heißen Danta.
  • Labiale werden mit den Lippen gebildet und heißen Oshtha.
  • Nasale werden mit einem nasalen Ton gesprochen und heißen Nasika.
  • Gutrale und Palatale werden von der Kehle und dem weichen Gaumen gebildet und heißen Kanthatalu (e, ai).
  • Guturale und Labiale werden mit der Kehle und den Lippen gebildet und heißen Kanthoshtha (o, au).
  • Dentale und Labiale werden mit den Zähnen und Lippen gebildet und heißen Dantoshtha (va)
  • Aspirat (Hauchlaut): wenn ein Visarga (Endlaut oder h) einem Konsonanten vorangegangen ist, muss der Ton an der Wurzel der Zunge gebildet werden (hka, hkha).
  • Nasale: der Anusvara (Nachlaut) klingt nasal. Die Aussprache des Anusvara ändert sich abhängig davon, was für Buchstaben davor stehen. Es kommt auf die Gruppe des Alphabets an, z. B. Guturale, Palatale usw.

Jede Silbe muss beim Rezitieren richtig ausgesprochen werden, sonst wird in Indien befürchtet, dass sich der Sinn ins Gegenteil und damit ins Negative verkehrt. Die Buchstaben in Sanskrit werden nur wenig unterschiedlich ausgesprochen. Das Wort Phala bedeutet Frucht und Pala, das ganz ähnlich klingt, ist eine Maßeinheit.

Svara, die Note
Svara ist das, was alles in seine eigene Form bringt, aber selbst in seiner eigenen Form unverändert und ohne Umwandlung bleibt. Während es in der indischen Musik sieben Svaras oder Noten gibt, gibt es für das Rezitieren der Veden nur drei Noten sowie die verzögerte Udatta-Note. Diese drei Noten heißen Udatta, Anudatta und Svarita. Der Weise Panini hat in seinen Sutras die Bedeutung dieser drei Noten wie folgt definiert:

  • Udatta ist die hohe Note. Sie wird mit einem vertikalen Strich über der Silbe angezeigt. Die Silbe muss höher rezitiert werden als die vorherige.
  • Anudatta ist die tiefe Note. Sie wird mit einem horizontalen Strich unter der Silbe angezeigt. Diese Silbe muss tiefer rezitiert werden als die folgende.
  • Svarita ist die neutrale Note. Sie hat keinen horizontalen oder vertikalen Strich.
  • Nigadha ist die verzögerte Udatta-Note. Sie steigt ein Matra später höher und davor wird Svarita beibehalten. Sie wird mit zwei parallelen vertikalen Strichen über der Silbe angezeigt.

Normalerweise kommt Nigadha in den folgenden Situationen vor:

  • Wenn das Mantra mit einem langen Udatta endet, wird die letzte Silbe als Nigadha-Note rezitiert.
  • Wenn das Mantra mit einem nasalen Udatta endet.
  • Wenn ein Samyuktaksara (zusammengesetzter Konsonant) einem Udatta vorangeht.

Die drei Noten Udatta, Anudatta und Svraita haben ihre Entsprechung im menschlichen Körper. Urdhva bhagha ist der obere Teil des Körpers vom Nacken aufwärts und entspricht Udatta. Die höhen Töne helfen den Körper aufzurichten. Madhya ist der mittlere Körperteil und entspricht Svarita. Adhobhaghas ist der untere Teil des Körpers und entspricht Anudatta.

Matra, die Geschwindigkeit
Matra definiert, wie man ein Mantra rezitiert. Es gibt vier Arten: Hrasvam, Dirgham, Plutam und Ardha Matra.

  1. Hrasvam ist die kurze Form der Rezitation eines Vokals, also eine Einheit (hrasva).
  2. Dirgham ist die lange Form der Rezitation eines Vokals, also zwei Einheiten Dirgha). Dirgha wird manchmal mit einem extra Symbol nach der Silbe angezeigt. Soll die Silbe o im Verhältnis zu den anderen Silben doppelt so lange rezitiert werden, schreibt man wie in diesem Beispiel:
    ahamannado 2 'hamannado 2 'hamannadah |

  3. Plutam ist eine verlängerte lange Form eines Vokals. Die Rezitation ist drei Einheiten lang. Die Rezitation der Silbe wird dementsprechend lang und hinter der Silbe mit einer 3 wie im Beispiel vermerkt. Es gibt auch Fälle in denen vier Einheiten rezitiert werden.

    ahamasmi prathamaja rta 3 sya |

  4. Bei Vyanjana (Konsonanten) wird Ardha Matra, also mit einer halben Einheit rezitiert. Die Konsonanten sind k, kh, g, gh usw. Im folgenden Beispiel ist t der Konsonant und wird nur in halber Einheit rezitiert:
    dhiyo yo na pracodayat |

Balam, die Kraft
Balam bezieht sich auf die Stärke oder Kraft der Stimme beim Rezitieren der Silben. Balam ist eine Mischung aus Manas, den Indriyas und Atma. Die zwei Qualitäten von Balam sind alpa prana und Maha prana.

  • Alpa Prana braucht man, für die Buchstaben die sanft, ohne Aspiranz (Hauchlaut) ausgesprochen werden.
  • Maha Prana braucht man, für die Buchstaben die aspiriert ausgesprochen werden. Das folgende Beispiel zeigt, wo mehr auf Maha prana aspiriert werden muss, während die anderen sanfter rezitiert werden:

    sahana vavatu | sahanau bhunaktu |

Sama, die Kontiunität
Die Silben, die die verschiedenen Passagen eines Mantras bilden, sind an die Svaras (Noten) gebunden; man kann sie nicht beliebig trennen. Sama ist die Regel für das Verbinden der Silben. Die Svaras müssen so verbunden werden, dass die Rezitation kontinuierlich klingt, auch wenn z. B. Anudatta (tiefe Note) gleich hinter Udatta (hohe Note) kommt. Beispielsweise ist in "Om tad puror namah |" das u Udatta und ror ist Anudatta. Um die Kontinuität der Rezitation nicht zu unterbrechen, geht die Stimme zuerst so hoch, dass es möglich ist ohne Unterbrechung die tiefere Note zu rezitieren. . Wenn die unterschiedlichen Tonhöhen gut verbunden wurden, ist am Ende einer Rezitation die Svarita in gleicher Höhe wie am Anfang der Rezitation.

Santam, das Zusammenfügen
Santam bedeutet sammeln und zusammenfügen. Es bezieht sich darauf, wie verschiedene Wörter miteinander kombiniert werden. Beim Vedic Chanting müssen Pausen gemacht werden um Luft zu holen. Diese Pausen sind zwischen den Worten und müssen eingehalten werden, wie der Lehrer sie vorgibt. Wenn die Pausen anders gemacht würden, könnte die Bedeutung des Textes sich ändern.

  • Eine Pause muss gemacht werden, wenn das folgende Wort mit einem bestimmten Buchstaben beginnt: "san na indro brhaspatih |" nach na eine kleine Pause gelassen werden, weil das nächste Wort mit einem Vokal beginnt.
  • Nach OM kommt immer eine kleine Pause.
  • Wenn nach einem Visarga (h) ein ksa steht, muss eine kleine Pause eingefügt werden.
  • Zwischen zwei Zeilen eines Mantras muss ebenfalls eine kurze Pause eingefügt werden.

Anwendung der Regeln
Diese sechs Regeln sind dazu da, die Einheitlichkeit zu bewahren. Jeder Mensch sollte die Worte eigentlich gleich aussprechen. Das ist, realistisch betrachtet, heute wie auch früher schwer möglich. Jeder Lehrer gibt auch seine eigene individuelle Aussprache weiter. Wir hier im Westen lernen das Vedic Chanting meist nicht direkt vom Lehrer, sondern von einer Kassette oder CD. Zudem fällt es uns auch schwerer, die genaue Aussprache und alle Regeln zu lernen, als einem Menschen der in Indien aufgewachsen ist, der schon seit seiner Kindheit übt und tief verbunden ist mit dem religiösen Weltbild.

Diese Regel sind für uns im Westen lebende Menschen schwer zu durchschauen, geschweige denn einzuhalten. Man würde in Indien z. B. sich nicht unter einen Baum setzten und beginnen zu rezitieren. Es würden sich sicher Menschen finden, die sich darüber aufregten, weil irgendeine Regel verletzt werde, oder es für unpassend gehalten wird im Freien zu rezitieren.

Das Lehren von Vedic Chanting

Siksa, die indische Wissenschaft der Phonetik, vereint die drei Studiengebiete Musik, Veden und Grammatik. Eine gute Kenntnis über Siksa ist die Grundlage für das Studium der Veden. Siksa ist eines der sechs Vedangas. Man musste alle sechs Vedangas meistern um die Veden richtig studieren zu können.

In Siksa geht es um die Sanskrit-Buchstaben, ihre Gruppierung, Klassifizierung und ihre Aussprache, also die ganzen Regeln für das Vedic Chanting.

Bevor man früher in Indien Vedic Chanting gelehrt bekam, mussten sich die Schüler in Aksara Samskara (Training des Alphabets) üben. Geübt wurde die richtige Aussprache der Sanskrit-Buchstaben in den verschiedenen Fällen (Vibhakti). Die Grundregeln des Sanskrit-Grammatik (Vyakarana) wurden gelehrt um dann die Schüler in das Amarakosam einzuführen. Im Amarakosam stehen die Erklärungen der wichtigsten Worte und Begriffe, die in den Veden erscheinen.

Das Vorgehen
Der Schüler musste zuerst das OM richtig rezitieren. Dann das Gayatri Mantra und einfache Upanishaden wie die Taittriya Upaniaad. Einigen Schülern wurde Rudram und Camakam gelehrt, weil es für die korrekte Aussprache eine gute Übung ist. Die Anrufung an Siva gehört auch dazu, weil er den Menschen die Sanskritsprache gab. Die vier Kapitel der Taittiriya Aranyakam wurden als nächstes gelehrt, gefolgt von Samhita und Brahmana. Dann wurden Pada, Krama Jata und Ghandam der Samhita eingeführt.

Was nacheinander gelehrt wurde, kam aber in erster Linie auf die Familie an, aus der der Schüler kam. Gehörte die Familie des Schülers zur Tradition des Rg Veda, wurde hauptsächlich aus der Rg Veda gelehrt. Das gleiche galt für Schüler aus Familien mit den Traditionen Yajur Veda, Sama Veda oder Atharva Veda. Taittriya Upanisad und Tattriya Aranyakam wurden aber grundsätzlich immer gelehrt.

Bei uns wird mit einfachen kurzen Mantras begonnen, z. B. ma aham, OM tad bramha und OM. Wenn diese Mantras gut beherrscht werden und der Schüler Interesse hat, beginnt man mit kürzeren Texten und später kommen längere hinzu.

Was es beim Vedic Chanting zu beachten gibt

Die folgenden Punkte sind die am häufigsten vorkommenden Fehler, die man beim Vedic Chanting vermeiden sollte.

  • Das Vedic Chanting von Texten bedeutet nicht singen, sondern man rezitiert Texte und Mantren. Es sollte kein Singsang daraus werden, es sei denn es sind vedische Lieder. Die Vedischen Texte jedoch singt man nicht wie ein Lied.
  • Beim Rezitieren hält man sich genau an die drei Noten Udatta, Anudatta und Svarita. Es gibt keine Schwankungen in den Tönen, kein Krächzen oder Tendieren, die Stimme in zwei unterschiedliche Tonhöhen zu spalten.
  • Im Sanskrit gibt es weder starke Betonungen der Silben noch Pausen zwischen Wörtern in einer Zeile, sondern ein Fließen kurzer und langer Silben. Eine lange Silbe ist eine Silbe mit einem langen Vokal (ā, ī, ū, e, ai, o, au) oder eine Silbe mit einem kurzen Vokal, dem ein Konsonant folgt (auch anusvāra und visarga). Konsonanten mit nachfolgendem Hauchlaut (wie kha und gha) gelten als kurze Konsonanten.
  • Die Texte sollten mit einer nicht zu sanften Stimme wiedergegeben werden, weder zögerlich (mit Zweifeln über den Text) noch undeutlich noch mit einem nasalen Ton noch in einer rauen und trockenen Aussprache.
  • Die Geschwindigkeit beim Rezitieren sollte von Anfang bis Ende beibehalten werden, nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam.
  • Den Kopf sollte man während des Vedic Chanting nicht bewegen.
  • Der Rücken muss aufgerichtet sein und der Kopf sollte vorwärts schauen und in Richtung zum Brustkorb stillgehalten werden.
  • Den Text, den man rezitiert, sollte man auswendig kennen um nicht auf die schriftliche Aufzeichnung angewiesen zu sein.
  • Man sollte die Bedeutung von dem, was man rezitiert, verstehen. Man sollte ungefähr den Sinn der Mantras kennen, um sie im richtigen Zeitpunkt einzusetzen.
  • Mit einer schwachen, gebrochenen Stimme, z. B. wenn man krank ist, sollte man nicht rezitieren. Wenn die Kraft zum Rezitieren fehlt, kann man auch jemand anderem beim Rezitieren zuhören und daraus wieder Kraft gewinnen.
  • Jeder, der zuhört, sollte das Ausgesprochene verstehen können.
Die Tonhöhe

Der Schüler, der vom Lehrer Vedic Chanting lernt, folgt der Tonhöhe des Lehrers. Vor dem Rezitieren des Textes gibt der Lehrer die Tonhöhe mit dem OM vor, das er in Svarita (die neutrale Note) rezitiert. Diese Tonhöhe ist somit fixiert und wird über den gesamten Text als Basis beibehalten, von der die hohen und tiefen Töne ausgehen, bis der Lehrer die Tonhöhe ändert. Normalerweise wir zum Ende eines jeden Kapitels die Tonhöhe angehoben und das folgende Kapitel dann in einer höheren Tonlage rezitiert. Das Ändern der Tonhöhe, also der Svarita, nimmt die Monotonie aus der Rezitation, schult die Wachsamkeit und zeigt das Ende eines Kapitels an.

Die Geschwindigkeit und Dauer

Es sollte nicht zu schnell und nicht zu langsam rezitiert werden. Der Lehrer gibt dem Schüler die Geschwindigkeit vor, an die er sich halten muss. Innerhalb eines Textes darf die Geschwindigkeit nicht verändert werden. Die Wörter sollen nicht durch zu schnelles Rezitieren verzerrt werden, sonst ist die Aussprache unverständlich. Zu langsames Rezitieren würde aber andererseits zu viel Zeit in Anspruch nehmen, das lange Sitzen macht evtl. Probleme und die Konzentration kann verloren gehen. In den allgemeinen Anweisungen für das Vedic Chanting steht, dass ein so genanntes Yamam drei Stunden nicht übersteigt soll. Man sollte damit auch keinem anderen schaden. Normalerweise wurde in Indien ungefähr 1,5 Stunden mit dem Guru rezitiert und 1,5 Stunden alleine. Sri Krishnamacharya gab vor, nicht weniger als eine Stunde zu rezitieren und so konnten Schüler über den Tag verteilt auf drei bis vier Yamams kommen, also auf sechs bis sieben Stunden.

Für die unterschiedlichen Texte gibt es auch Vorschriften, in welcher Geschwindigkeit der Text zu rezitieren ist.

Rezitiert man einen Text in der Prakrti-Methode, wird langsamer rezitiert, weil der Fokus dabei auf Varna, der Aussprache, liegt. Während bei der Vikrti-Methode der Fokus auf Svara, der exakten Note, liegt.

Traditionell wird das letzte Kapitel eines vedischen Textes langsamer und in einer höheren Tonlage rezitieren, um den Abschluss der Rezitation zu betonen.

Die Lautstärke

Mantras können in drei verschiedenen Lautstärken rezitiert werden:

  • Uccha - laut
  • Upamsu - mit einer gemäßigten Stimme und
  • Manas - mit einer sehr weichen Stimme oder mental

Hierzu einige Beispiele, wie das o. g. traditionell angewandt wird: Bei der Fadenzeremonie muss der Junge aus der Brahmanenfamilie ein für dieses Ritual bestimmte Mantra sehr laut aussprechen. Das Gayatri-Mantra sollte mit einer leisen Stimme rezitiert werden. Einige Mantras müssen sehr laut sein, damit es alle hören können. Oder, wenn ein Japa oder eine Pooja durchgeführt wird, sollte man, bis man Übung hat, die Mantras in Uccha auszusprechen. Später dann in Upamsu und für eine regelmäßige Praxis muss es Manasika sein, weil man bei dem häufigen Wiederholen sonst mit der Zeit den Stimmbändern schadet.

Die Stimme

Für eine schwache Stimme ist das Rezitieren von OM (pranava) eine gute Behandlungsmethode. Die Stimme sollte nicht durch Kapha (Schleim) beeinflusst sein. Die Kraft der Sprache spiegelt sich beim Vedic Chanting wider. In der Candogya Upanisad steht, dass ghrtam (Ghee) sehr gut für die Stimme ist. Ghee nährt die Stimme und gibt ihr Energie. Kuhmilch ist gut für die Steuerung der Töne. Im Ayurveda wird gesagt, dass saure Speisen und Quark nicht gut sind für die Stimme, während Milch und Safran gut für sie sind. Alles, was die Stimme schädigt, ist schlecht. Durch besonnenen Umgang mit der Stimme wird man mit der Zeit an die Qualität des Lehrers herankommen.

Die Haltung (Asana) und der Atem (Pranayma)

Normalerweise sitzt man beim Vedic Chanting auf dem Boden mit gekreuzten Beinen. Für Menschen, die nicht auf dem Boden sitzen können, ist es auch möglich auf einem Stuhl zu sitzen. Die Wirbelsäule sollte aufgerichtet sein.

Einige Lehrer sagen, es sollte dem Schüler in verschiedenen Haltungen möglich sein zu rezitieren. Man kann in Haltungen wie Virabhadrasana, Utkatasana, Kukkutasana, Bhujangsana oder natürlich im Sitzen rezitieren.

Am Anfang kann man das OM in einfacheren Vinyasas rezitieren oder je nach den Möglichkeit des Schülers können auch längere Texte während der Asanas, entweder beim dynamischen oder statischen Üben rezitiert werden.

In früheren Zeiten wurden Asanas und Pranayma gelehrt, um Vedic Chanting zu fördern. In den Ritualen, in denen Vedic Chanting eingeführt wurde, war der erste Schritt in Utkatasana zu rezitieren und anschließend wird Pranayama in der gleichen Position geübt. Wenn jemand in dieser Position rezitieren kann, heißt es, dass der Atem und die Gesundheit gut genug sind, um in Brahmasana oder Sukhasana Vedic Chanting zu praktizieren.

Vedic Chanting wirkt sich positiv auf den Atem aus. Es kann den Atem verlängern, den Geist beruhigen und in die Meditation führen. Ein Mantra kann einige Male laut rezitieren werden, dann leiser und anschießend mental um den Geist in eine meditative Stimmung zu bringen.

Nada und Vedic Chanting

Alte Meister beobachteten, dass ein Mensch nicht richtig rezitieren kann, wenn er kurzatmig ist, nicht stark ist, keine gute Verdauung hat oder fastet, also wenn ein Mensch kein "Feuer" hat. Deshalb nahmen sie an, dass der Ton nicht nur aus der Kehle kommt, sondern auch aus der bewussten Bemühung des Menschen. Das Feuer im Bauchbereich steht mit der Atmung und dem Brustbereich in Beziehung. Die alten Meister spürten, dass das Feuer eine Energie ist und der Atem eine andere wichtige Energie. Wenn "Na" (repräsentiert das Feuer) und "da" (repräsentiert den Atem) sich begegnen, ist das Ergebnis Nada, der innere Ton. Nada ist die Grundlage für Sabda (Klang, Wort), das Hörbare.

Nada ist also nichts, was man außerhalb hört. Nada ist etwas, das ich hören kann, wenn ich still bin und kein Geräusch außen wahrgenommen wird. Es ist der innere Ton, der Abhyantara dhvani genannt wird.

Die Veden lehren, dass Nada, (der innere Ton), welcher die Grundlage für Sabda (der äußere Klang) ist, durch das Vedic Chanting gehört werden kann. Anahata-Nada ist die Meditation den inneren Ton im Herzen zu hören.


Siehe auch: Das Devanagari Alphabet


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